Wohnhaus S, Stuttgart-Süd

Technische und energetische Sanierung des Wohnhauses S in Stuttgart vom Architekten Klaus Franz erbaut. Bei der Sanierung wird die Architektur des Gebäudes im Originalzustand erhalten. Energiekonzept von Transsolar Energietechnik Gmbh

»Für das Wohnhaus Dr. S. in Stuttgart, welches tief in den steilen Nordhang gebaut und über 40 Stufen zu erreichen ist, wandte Franz zum ersten Mal Sichtbeton für ein Einfamilienhaus an. Die Konstruktion ist zweischalig mit Kalksandsteinausmauerung und einem hölzernen Dachstuhl, der mit Faserzementschindeln gedeckt ist. Darin sind die von Franz eigens hierfür entwickelten Holzfensterelemente in stehendem und liegendem Format sowie Öffnungsflügel in verschiedenen Variationen eingebaut. Auch dieses Haus besticht durch seine sorgfältige Flächenbehandlung und Ausarbeitung der Details. Die Bebauung des Grundstücks, welches Dr. S. 1965 erworben hatte mit einer gültigen Bauvoranfrage für die Erbauung eines Einfamilienhauses, wurde von der Stadt Stuttgart durch ein zweijähriges Bauverbot verhindert, da über das Grundstück der Zubringer für die so genannte Südringtrasse in Planung war. 1968 endlich wurde von der Schwanenplatzkommission das Vorhaben zugunsten eines Tunnelprojektes am Marienplatz aufgegeben und so konnte am 30.04.1968 das Baugesuch eingereicht werden. Die Vorstudien und Skizzen sowie der Entwurf waren seit dem Jahr 1966 bei Klaus Franz in Arbeit. Am 27.05.1968 wurde die Baugenehmigung erteilt und schon am 17.11.1968 war das Richtfest. Es eilte nun sehr, da der Haushalt S. mit drei Kindern in der Mietwohnung aus allen Nähten platzte. Die Fertigstellung erfolgte im Herbst 1970. Formalästhetische Ähnlichkeit ist in der Gestaltung zu Haus Domnick in Nürtingen, von Paul Stohrer 1967 gebaut, an den vorkragenden Betonträgern, die einerseits Teile des Tragwerks sind, andererseits als formgebend extrovertiert gezeigt werden, auszumachen. Allerdings ist die Organisation und Konstitution in der Gesamntanlage eine völlig andere. Duckt sich das Haus Domnick geradezu horizontal eingeschossig in die Landschaft, ist das Haus S. in der Vertikalen orientiert, den steilen Hang ausnutzend, mit zwei Untergeschossen, wobei das unterste eine Einliegerwohnung und die Technik aufnimmt und sich im ersten Untergeschoss das Schwimmbad und ein Büro befinden. Im Erdgeschoss, dem Haupt- und einzigen Vollgeschoss, sind Küche und Essplatz, zwei Bäder und drei Schlafräume untergebracht. Das Dachgeschoss bleibt dem Wohnen vorbehalten.«

aus: Busse, Anette S., Im Spannungsfeld brutalistischer Strömungen und liturgischer Bewegung – Bauten der Nachkriegsmoderne von Klaus Franz, S. 397, Karlsruhe 2019.

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